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aus der Märkischen Oderzeitung vom 13.10.2007:

Eberswalder Obus fährt täglich Profit ein

Engagierte Debatte / Kreis und Stadt verhandeln am 23. Oktober

Von Hans Still

Eberswalde (MOZ) Die Vorlage zur Zukunft der Eberswalder Obusse sorgt für eine engagierte Diskussion in der Kreisstadt. Neuer Höhepunkt ist eine Debatte im Café am Weidendamm, zu der die FDP Donnerstagabend eingeladen hatte. Deutlich vernehmbar waren dort Appelle, die Debatte schnell zu versachlichen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es wurde nicht laut, nicht geflucht und es gab keine persönlichen Anwürfe. Stattdessen übten sich die Protagonisten in der Kunst der Argumentation. Am 23. Oktober wollen sich Eberswaldes Bürgermeister Friedhelm Boginski (FDP) und Vizelandrat Carsten Bockhardt (CDU) treffen, um die gegenseitigen Interessen auszuloten. Klar wurde aber bereits am Donnerstagabend: Eberswalder schwören auf ihren Strippenbus.

Wirtschaftliche Argumente für den Obus lieferte Frank Wruck, Geschäftsführer der Barnimer Busgesellschaft (BBG). „Der Obus ist derzeit hochprofitabel, denn die Technik ist abgeschrieben und es fallen in den kommenden Jahren kaum Instandhaltungen an.” Zudem befördern die beiden Linien 861 und 862 (Eberswalde - Finow) jährlich 4,5 Millionen Fahrgäste, jeder Eberswalder setzt sich damit, statistisch betrachtet, pro Jahr einhundertmal in den Obus. Mit diesen Zahlen sei die Beförderung in Eberswalde nicht teurer als in Bernau. Denn Wruck mahnte an, die Kosten pro Fahrgast gegenüberzustellen und nicht allein die Kosten zu betrachten.

Eine Lanze für das Obus-Netz brach Wilfried Dassow, erster Geschäftsführer der BBG nach der Wende. „1990 investierten wir in 15 neue Busse und in ein fünf Millionen Euro teures Leitungsnetz, das für 20 bis 30 Jahre problemlos zur Verfügung steht. Wenn wir uns jetzt gegen den Obus entscheiden, haben wir diese fünf Millionen Euro in den Sand gesetzt.” Dassow empfahl stattdessen, in eine weitere Generation von Obussen zu investieren und erst dann über Brennstoffzellen als Alternative zu sprechen, wenn diese tatsächlich am Markt verfügbar sind. „Bisher reden wir in Sachen Brennstoffzelle nämlich nur über Annahmen”, fügte er an.

Vizelandrat Bockhardt reagierte relativ entspannt auf die Argumente und freute sich sogar darüber, wie durch seine Vorlage schon in der ersten Phase eine für ihn „fällige Debatte” initiiert wurde. Zugleich stellte er als Reaktion auf Dassows Argumentation klar: „Wer die Vorlage richtig liest, wird nichts anderes feststellen. Es gibt keinen Unterschied zu den Forderungen hier”, behauptete er und erntete dafür doch einige Lacher. Mit Nachdruck zementierte Bockhardt die Position der Kreisverwaltung: „Der Kreis will keine weiteren Fördermittelbindungen, die bei einer extensiven Erweiterung des Leitungsnetzes unweigerlich die Folge wären. Und zweitens werden wir neue Technik für den Obus zur Verfügung stellen, wenn es dann 2012 ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist.” Bockhardt versprach allerdings auch, die Vorlage an den Stellen zu ändern, die „offenbar zu Missverständnissen führen”.

Der als Moderator fungierende Götz Trieloff (FDP) schnitt schließlich eine Frage an, die allgemeine Ratlosigkeit zur Folge hatte. „Wenn hier alle von einem Modellversuch mit Wasserstoffbussen sprechen und auch der Gutachter dafür gute Chancen sieht, dann stellt sich doch eigentlich die Frage nach der nötigen Infrastruktur.” Diese Frage blieb unbeantwortet im Raum.