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aus der Märkischen Oderzeitung vom 06.09.2007:

Unterschriften für die Obusflotte

CDU-Stadtverband und Fraktion starten neue Initiative zum Erhalt der Strippenbusse

Eberswalde (MOZ) CDU-Stadtverband und CDU-Stadtfraktion wollen sich für den Erhalt des Obusses in der Kreisstadt einsetzen. Seit Montag lä uft dazu auch eine Unterschriftenaktion. Die Listen liegen in der Geschäftsstelle und am 20. September in der Stadtverordnetenversammlung aus. Anlass zur Sorge sehen die Christdemokraten in dem vom Kreis in Auftrag gegebenen Obus- Gutachten. Von dem wird abhängen, in welche Technik künftig investiert werden soll. Der Kreis ist Gesellschafter der Barnimer Busgesellschaft. Die Entscheidung obliegt dem Kreistag.

Von Monika Schmidt

Wenn es um die Zukunft des Obusses in Eberswalde geht, ist es für Hans-Joachim Blomenkamp fünf vor zwölf. Der Fraktionsvorsitzende in der Stadtverordnetenversammlung befürchtet, dass sich der Kreis mit dem Gutachten zum Obusbetrieb von den umweltfreundlichen Transportmittel in der Kreisstadt verabschieden könnte. „Was an Gerüchten derzeit durchsickert, spricht durchaus dafür”, räumt Blomenkamp ein. Von einem Investitionsstopp bis mindestens 2013 sei die Rede. Die lange Pause solle den Abgeordneten des Kreistages helfen, eine Entscheidung, frei von Zweckbindungsfristen, zu treffen, heißt es. Als Alternativen zum Strippenbus sei von einer diesel- beziehungsweise wasserstoffbetriebenen Flotte die Rede. Beides aber lasse sich ohne neue Investitionen gleichfalls nicht realisieren, hält Blomenkamp dagegen.

„In einer Zeit, in der die Verringerung von Schadstoffausstoß und Feinstaubbelastungen immer dringender wird, ist die Abschaffung des Obusses das völlig falsche Signal”, verweist der Stadtverordnete auf das derzeit noch geheime Gutachten, das Wirtschaftsdezernent Carsten Bockhardt am 26. September erstmals dem zuständigen Fachausschuss des Kreistages vorstellen will. So lange wollen die Christdemokraten aber nicht warten. Nach der gemeinsamen Resolution der Stadtverordneten zum Erhalt des Obusbetriebes starten sie jetzt mit einer Unterschriftenaktion und dem klaren Bekenntnis zum Erhalt der Strippenbusse.

„Für Dieselbusse gibt es gar keine finanzielle Unterstützung. Der Ausbau des Obusnetzes hingegen wird mit 75 Prozent vom Land gefördert. Oder anders gesagt, ein Eigenanteil von 500 000 Euro zieht Investitionsmittel von rund zwei Millionen Euro nach sich”, macht Blomenkamp die Rechnung auf. Im Gespräch schon seit Jahren sei die Netzerweiterung nach Südende und Ostend, eine bessere Anbindung der Heegermühler Straße und eine Streckenführung bis nach Finowfurt.

„Die Anschaffungskosten für den Obus sind mittlerweile nicht viel höher als für den Dieselbus. Es gibt mittlerweile viele Hersteller, die sich auf strombetriebene Verkehrsmittel spezialisiert haben”, so Blomenkamp. Auch aus diesem Grunde sei es ratsam, das Obussystem in Eberswalde zu stärken und weiter auszubauen. 15 Busse hat die Barnimer Busgesellschaft derzeit am Netz. Mindestens zwölf davon rollen täglich durch die Stadt. Etwa 17 000 Fahrgäste werden pro Tag befördert, rund 4,2 Millionen sind es pro Jahr. Zudem betreibt die Barnimer Busgesellschaft den mittlerweile ältesten Obusbetrieb in Deutschland. Strippenbusse gibt es außer in Eberswalde nur noch in Solingen und Esslingen. „In Österreich und China ist man gerade dabei, den umweltfreundlichen Obus für sich zu entdecken. Ein Grund mehr, sich für seinen Erhalt in Eberswalde einzusetzen”, sagt Blomenkamp.

Der seit Jahren schwelende Streit zwischen Stadt und Kreis um die Finanzierung des Obussystems sollte dabei kein Hinderungsgrund sein. „Obwohl der öffentliche Nahverkehr Sache des Kreises ist, wird sich die Stadt einer finanziellen Beteiligung sicher nicht verschließen. Die Details sollten dem Verhandlungsgeschick vom Bürgermeister Boginski und Landrat Ihrke vorbehalten sein”, so Blomenkamp. Was die Bindungsfristen angeht, so ist der Kreis aufgrund von bereits erfolgten Förderungen der Fahrleitungen schon jetzt bis 2017 gebunden, wie Bockhardt selber einräumen musste. „Wir können an die Entscheidungsträger nur appellieren, nicht etwa bis 2013 zu warten, sondern jetzt ihr Votum für den Obus in Eberswalde einzusetzen. Die Akzeptanz bei der Bevölkerung für den ökologisch sinnvollen Nahverkehr ist groß”. hofft Blomenkamp auf ein positives Signal auch vom Kreistag.