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Auszug aus der Märkischen Oderzeitung vom 03./04.03.2007:

Gutachten zur Busgesellschaft

Noch vor der Liberalisierung der EU-Märkte muss sich die BBG einer Effektivitätsprüfung stellen

Von Hans Still

Kreis Barnim (MOZ) Ein 35000 Euro teures Gutachten soll die Effektivität und Kostenstruktur der Barnimer Busgesellschaft (BBG) untersuchen. Anhand eines sogenannten Benchmarking-Testes will der Kreis erfahren, wie es vor der Öffnung der EU-Märkte um die BBG bestellt ist. Der Wirtschaftsausschuss stimmte zu.

Wer die Zeichen der Europäischen Union richtig deutet, erkennt den Trend zur Liberalisierung der Märkte. Das gilt für Strom, für Erdgas, und Telekommunikation, aber auch für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Da klingt es nur logisch, dass sich der Kreis einen Überblick verschaffen möchte, wie gut oder wie schlecht das Busunternehmen für die Zukunft gewappnet ist. Wirtschaftsdezernent Carsten Bockhardt (CDU) etwa sieht durchaus die Notwendigkeit, die Geschäftsabläufe in der BBG zu optimieren. "Der Wettbewerb steht vor der Haustür, darauf müssen wir uns vorbereiten. Ich empfinde es auch als normal, dass wir mit diesem Benchmarkting-Test nicht den hauseigenen Wirtschaftsprüfer der BBG betrauen. Dass es immer Möglichkeiten gibt, etwas besser zu machen, das erachte ich als normal", plädierte er im Wirtschaftsausschuss des Landkreises für das Verwaltungspapier.

Beabsichtigt ist, die BBG mit anderen Unternehmen gleicher Größe und Struktur zu vergleichen und zunächst ausgewählte Unternehmensbereich der BBG zu analysieren und betriebswirtschaftlich auszuwerten. Anhand der Ergebnisse sollen Handlungsfelder identifiziert werden, in denen die BBG nachsteuern muss. "Wir wollen den Vergleich mit den besten der Branche. Diese Unternehmen müssten eine ähnliche Organisationsstruktur sowie ein ähnliches Leistungsgebiet wie die BBG aufweisen", so Bockkardt. Doch grau ist alle Theorie, denn genau an dieser Stelle beginnen die Fragezeichen. "Es gibt in Deutschland nur drei Städte, die einen Obus betreiben. Diese Verkehrsunternehmen beschränken sich allein auf ihr Stadtgebiet, mit unserer Verantwortung für den Landkreis Barnim wäre das kaum vergleichbar", gab beispielsweise BBG-Geschäftsführer Frank Wruck zu bedenken. Sein Tipp an die Verwaltung und die Abgeordneten: Man sollte das Obusnetz rauslassen, zumal gerade eine Studie über die Zukunft der Obusse beim Kreis in Auftrag gegeben wurde.

Uwe Ebert, stellvertretender SPD-Fraktionschef, meldete ebenfalls leichte Zweifel an. "Benchmark wird heute als geflügeltes Wort gehandelt, jeder stürzt sich gern darauf. Aber es sind schon sehr interne Kenntnisse der BBG nötig, um den Kriterien dieses Vergleichs standzuhalten. Schwierig stelle ich mir die Vergleichbarkeit vor", so Ebert. BBG-Chef Wruck nannte Kriterien, die seiner Meinung nach schon vergleichbar sein sollten. "Die durchschnittlichen Reisegeschwindigkeiten sollten passen, dadurch wird die Taktfrequenz der Busse bestimmt, das nötige Personal und die Anzahl der Busse."

Für Lutz Kupitz von der PDS.Linkspartei bleibt bei aller Fürsprache für ein Gutachten ein Problem bestehen: "Das Gutachten wird nicht das Problem werden, aber der Vergleich mit anderen Unternehmen wird schwierig."

Keine 20 Minuten dauerte die Diskussion, da kam die Sprache auf das Geld. Die Idee, sich als BBG an den Kosten des Gutachtens zu beteiligen, lehnte Wruck freundlich, aber bestimmt ab. "Wir müssten als Unternehmen schon enorme Zuarbeiten liefern, das wird bereits einige Kräfte binden. Dass wir dann noch dafür zur Kasse gebeten werden, finde ich nicht so gut", sagte Wruck. Bockhardt verteidigte diese Position und hob die guten Beziehungen zwischen dem Kreis und der BBG hervor. "Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander und wollen den Prozess der Optimierung auf keinen Fall mit Misstrauen beginnen. Trotzdem würde ich einen anderen Wirtschaftsprüfer vorschlagen." Maria Kausch von der PDS.Linkspartei verfolgte das Geschehen mit großen Zweifeln. "Wir kürzen doch ohnehin schon immer am Budget der BBG, da können wir dem Unternehmen nicht noch zusätzliche Ausgaben zumuten. Ich zweifele grundsätzlich am Nutzen dieses Gutachtens".

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(Die rot-unterstrichene Markierung erfolgte durch H.B.!)